Acht Vermutungen über die zukünftige Gestalt der Kirche

1. Das Kennzeichen von Christinnen und Christen wird nicht mehr die steuerpflichtige Mitgliedschaft in der Kirche sein, sondern die Tatsache, das sie getauft sind. Die Ausnahme wird die ausdrückliche Distanzierung von der eigenen Taufe sein, durch die aber die Taufe auch dann nicht ihre Gültigkeit verliert.


2. Das Gemeindeleben wird sich in kleinen Gruppen, Hauskirchen und verbindlichen geistlichen Gemeinschaften abspielen. Diese verantworten sich selbst.


3. Christinnen und Christen bezahlen keine Kirchensteuer mehr, sie engagieren sich dagegen auch finanziell für ihre Gemeinde oder Gemeinschaft vor Ort (die den für die Gesamtkirche benötigten anteiligen Beitrag entrichtet).


4. Der Mittelbau der Kirchen - Dekanate, (Erz-)Bistümer, Kirchenkreise, Meldewesen, Verwaltungen usw. wird unwiderruflich an Bedeutung verlieren, weil die Gemeinden und Gemeinschaften in der Kirche sich selbst verwalten.


5. Den Gottesdienste am Sonntag und an den großen Feiertagen werden zwar weiterhin (wie eh und je) schlecht besucht sein, aber sie werden auch weiterhin regelmäßig stattfinden. Ihr sind besteht nicht im möglichst zahlreichen Besuch, sondern in ihrer Verlässlichkeit. Sie werden nicht von Pfarrerinnen oder Pfarrern "gehalten", sondern von Gemeinschaften gefeiert, die sich zu diesem Zweck bilden.


6. Pfarrerinnen und Pfarrer sind nicht mehr diejenigen, die das Priestertum wahrnehmen oder die Kirche bzw. Gemeinde leiten, viel mehr begleiten sie die Christinnen und Christen und lehren die Praxis des Glaubens und die Wahrnehmung des Priestertums der Getauften. 


7. Pfarrerinnen und Pfarrer tragen an ihrem Ort die Verantwortung dafür, das Wortverkündigung geschieht und die Sakramente im biblischen Sinn gefeiert werden. Die Taufe, nicht die Ordination wird in Zukunft Voraussetzung sein, um Abendmahl feiern zu können. 


8. Die Kirchen(-Gebäude) werden tagsüber offen stehen und jeder, der möchte, wird sie jederzeit betreten können. Allein das Wissen um die Existenz solcher heiligen, ausgesonderten Orte prägt das Bild der Städte, Dörfer und Landschaften.